Chronische Zahnfleischentzündung – Blutgefäße in Gefahr

By | 1. Juli 2014

Chronische Zahnfleischentzündung – Blutgefäße in Gefahr

Ein Mangel an Bewegung, ein überhöhter Cholesterinspiegel, Nikotinkonsum und Übergewicht sind schon seit langem als Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt; dass aber auch die chronische Zahnfleischentzündung (Parodontitis) sich in diese Aufzählung einreichen lässt, ist eine relativ neue und erst in jüngster Vergangenheit belegte Erkenntnis.

Da Parodontitis in circa 50 Prozent aller erwachsenen deutschen Munde ist, könnte eine noch regelmäßigere, gründliche zahnärztliche Kontrolle und die Behandlung der Zahnfleischerkrankung ein großer Schritt sein in Richtung Prophylaxe von Arterienverkalkung und Herzinfarkt.

Zugegeben, der tierische Vergleich hinkt ein bisschen – doch früher, als es noch keine veterinärärztlichen Gutachten gab, wurde, zum Beispiel beim Pferdekauf, auf ein intaktes Gebiss großen Wert gelegt. Es galt als Qualitätsmerkmal, nach dem Motto: Zähne gut, alles gut. 

Chronische Zahnfleischentzündung (Parodontitis)

Im Falle einer Parodontitis ist das Zahnfleisch der Betroffenen gerötet, teils geschwollen und kann auch bluten. Mit der Zeit bilden sich tiefe Zahnfleischtaschen, die Zähne werden locker; der ganze Zahnhalteapparat ist beeinträchtigt – Parodontitis ist neben Karies die häufigste Ursache für Zahnverlust im Erwachsenenalter. Zu Anfang verläuft die unterschätze Erkrankung oft unbemerkt. Verursacht wird die Zahnfleischentzündung durch Mundbakterien, die zunächst vor Ort Entzündungsreaktionen bewirken. 

Was haben die Mundbakterien mit den Blutgefäßen zu tun?

Leider bleiben diese Mundbakterien (es gibt davon über 800 verschiedene Sorten, „gute“ und „schlechte“) nicht zuhause, sondern gehen über den Blutkreislauf auf Wanderschaft und machen auch vor den Herzkranzgefäßen nicht Halt. Welche Auswirkungen das hat, ob sie etwa Abwehrreaktionen auslösen, die wiederum ein Verkalken der Blutgefäße begünstigen, das untersuchen Wissenschaftler, wie etwa eine Forschergruppe um Professor James Deschner mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Universität Bonn. 

Eine Studie an der Columbia University in New York, an der 420 Menschen beiderlei Geschlechts im Durchschnittsalter von 68 Jahren über einen Zeitraum von drei Jahren teilgenommen haben, hat ergeben, dass sich parallel zur erfolgreichen Parodontitis-Behandlung deren Arteriosklerose verringert hat. Bis zu 0,1 Millimeter weniger haben sich die Blutgefäßwände der an Zahnfleischentzündung Therapierten verglichen mit denen der Unbehandelten verdickt.

Übergewicht sowie Diabetes mellitus …

… scheinen ebenfalls in Zusammenhang mit der chronischen Zahnfleischentzündung zu stehen. Die Erreger aus dem Mund nehmen Einfluss auf die Wirkung des Insulins, dessen Aufgabe es bekanntlich ist, überschüssigen Zucker aus dem Blut abzubauen und in die Zellen zu schleusen. Die parodontalen Entzündungsstoffe reduzieren jedoch die Aufnahmefähigkeit der Körperzellen für Zucker, dem blutzuckersenkenden Hormon wird seine Arbeit dadurch erschwert. Und andersrum ist auch gefahren: mangelhaft eingestellte Diabetiker sind stark parodontitisgefährdet. Auch deutlich übergewichtige (adipöse) Menschen sind, laut James Deschner, häufiger von chronischer Zahnfleischentzündung betroffen als normalgewichtige.

So kompliziert die Zusammenhänge auch sein mögen, so einfach ist die Schlussfolgerung:

Gepflegte Zähne und gesundes Zahnfleisch sind grundsätzlich wichtig, um anderen/weiteren Erkrankungen vorzubeugen, beziehungsweise entgegenzuwirken. Gesundheitsvorsorge beginnt vielleicht im Mund (sollte dort aber keinesfalls enden). Regelmäßige Zahnarztbesuche erleichtern das Erkennen von Zahnbettinfektionen und eine rechtzeitige Behandlung verhindert womöglich Schlimmeres. Bereits eine jährliche professionelle Zahnsteinentfernung senkt das Infarktrisiko. Wann hatten Sie Ihre letzte zahnärztliche Kontrolluntersuchung?!

 

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