Warum Liebe so gesund ist: Feuerwerk der Botenstoffe

By | 1. Mai 2012

Die Liebe verändert unseren Körper – manchmal dauerhaft, manchmal nur für wenige Sekunden. Der Effekt ist nachhaltig: Wer ein erfülltes Sexualleben hat, ist stressresistenter und hat eine bessere Immunabwehr. Deshalb geht es in dieser Folge um jene Sekunden, in denen unser Körper ein wahres Feuerwerk an eigenen Schmerz-, Glücks- und Rauschstoffen aussendet, das die Wissenschaft bis heute in Erstaunen versetzt.

Der Orgasmus

Wie und warum das ekstatische Gefühl entsteht, ist in der Wissenschaft nicht endgültig geklärt, fest steht nur, dass es ein wahres Feuerwerk in manchen Teilen unseres Gehirns auslöst. Dennoch lässt sich durch EEG-Aufzeichnungen messen, dass sich die Hirnwellen verändern – ein traumähnlicher Zustand voller Entzückung tritt ein, die Außenwelt verschwindet. Erregung erhöht über das vegetative Nervensystem den Pulsschlag, die Pupillen weiten sich und auch die Durchblutung selbst feinster Kapillaren wird verbessert. Das Hormon Testosteron erhöht die Empfänglichkeit für Berührungen und sexuelle Erregung – Forscher fanden erst vor kurzem heraus, dass Dauerstress auch für einen kontinuierlich gesenkten Testosteronspiegel sorgt – kein Wunder, dass bei Stress oft nichts mehr geht.

Eine Flut aus Neurotransmittern

Sogenannte Neurotransmitter, allen voran der Glücksbotenstoff Dopamin wird flutartig ausgeschüttet – der Rausch in seiner Intensität ist durchaus vergleichbar mit der Wirkung von Drogen wie Heroin. Gleichzeitig sorgt Noradrenalin dafür, dass wir uns entspannen und Sorgen, Schmerzen, Müdigkeit und Hunger zurücktreten. Doch auch sein Gegenspieler, das Adrenalin, das eigentlich bei Gefahr und Stress für Aktivität sorgt, lässt uns alle Energiereserven ausschöpfen.

Geschicktes Belohnungssystem

Unser Belohnungszentrum im Gehirn ist auf sexuelle Reize ausgerichtet, sexuelle Erregung erzeugt eine Art süchtigmachende Gier. Der Grund dafür ist natürlich ganz einfach: das Sichern der Nachkommenschaft wird durch den Glücksrausch zu einer befriedigenden Angelegenheit. Doch das ist noch nicht alles: Körpereigene Endorphine senken die Schmerz- und Müdigkeitswahrnehmung. Deshalb spürt man die körperliche Anstrengung bestenfalls nur beim Muskelkater am nächsten Tag.

Nach dem Höhepunkt ist vor dem Höhepunkt

Das Feuerwerk der Neurotransmitter endet jedoch nicht mit dem Höhepunkt: Der Neurotransmitter Serotonin sorgt nun für ein entspanntes Glücksgefühl. Der Botenstoff spielt in der Behandlung von Depressionen eine wichtige Rolle – viele Patienten, die Antidepressiva einnehmen, kennen auch einen nicht ganz liebsamen Nebeneffekt: Serotonin hemmt die sexuelle Erregungsfähigkeit, um so für Erholung zu sorgen. Auch das Hormon Prolaktin, das vor allem bei Männern nach dem Höhepunkt ausgeschüttet wird, hemmt die sexuelle Erregbarkeit.

Oxytocin – das Liebeshormon

Forscher entdecken die Bedeutung des sogenannten Bindungshormons erst langsam. Es spielt eine wichtige Rolle bei allen fürsorglichen Beziehungen, vor allem bei der Geburt und dem Stillen. Doch auch wenn wir ein Haustier streicheln oder uns geborgen fühlen, steigt die Oxytocinkonzentration – mit verblüffender Wirkung: Angst und Aufregung werden gesenkt, Vertrauen, Zuversicht und Glücksempfinden gestärkt. Diese Erkenntnisse könnten bei der Behandlung vieler psychischer Erkrankungen bald eine wichtige Rolle spielen. Die Ergebnisse machen deutlich, warum Sex bei der Stressbekämpfung helfen kann: Wer häufig Sex hat, ist entspannter, die Konzentration des Stresshormons Cortisols wird gesenkt. Dabei ist es nicht egal, mit welchem Partner – die glücklichmachende, entspannende Wirkung von Sex ist bei ihm und ihr höher, wenn man einander kennt und vertraut.

Lesen Sie in der nächsten Folge: Nur ein Flirt oder die große Liebe?

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