Die Grippe – ein historischer Rückblick auf die Influenza

By | 1. Oktober 2008

 

Gefährliche ungebetene Gäste
Viele ungebetene Gäste versuchen Jahr um Jahr Einlass in den Körper zu finden – unter ihnen viele Viren. Schaffen es Influenzaviren, das menschliche Abwehrsystem zu überlisten, dann klagt der Betroffene oftmals über Fieber, Halsschmerzen, Husten und Gliederschmerzen. Oft verläuft jedoch die Grippe ganz harmlos, doch unterschätzen darf man sie nicht: Im Jahr sterben weltweit rund 1,5 Millionen Menschen an der Grippe. Das tückische am Grippe-Virus: Er verändert sich von Jahr zu Jahr und hat deshalb schon viele Menschenleben gefordert.

Influenza – die Schuld gab man den Sternen
Die Grippe wird oftmals auch als „Influenza“ (lateinisch für „Einfluss“) bezeichnet. Dies geht auf die mittelalterliche Vorstellung zurück, alle Krankheiten seien durch Planetenstellungen beeinflusst. Seit dem 15. Jahrhundert wird der Name dann nur noch für die Infektionskrankheit Grippe verwendet.

30 Pandemien in 500 Jahren
Zum ersten Mal wurde über die Grippe von Hippokrates in der Antike berichtet. Er schrieb um 400 vor Christus vom Ausbruch einer Epidemie, die man heute wahrscheinlich als Influenza bezeichnen würde. Im 8. Jahrhundert nach Christus scheint es die Grippe gewesen zu sein, die die Armee Karls des Großen geschwächt hat. Die erste eindeutige Berichterstattung einer Grippeedemie ist von 1610. In den vergangenen 500 Jahren hat man mindestens 30 Grippepandemien – also globale Epidemien – gezählt.

Die spanische Grippe – Tod für Millionen
Doch am meisten Menschenleben hat die Grippe 1918/1919 gefordert, als im Rahmen der „Spanischen Grippe“ mindestens 20 Millionen Menschen durch das Virus starben und circa 500 Millionen an der Grippe erkrankten. In der ersten Welle brachten im März 1819 amerikanische Soldaten das Virus nach Europa – rasch breitete es sich über Frankreich nach Spanien aus. 8 Millionen Spanier infizierten sich und gaben dadurch der Grippe ihren Namen – die spanische Grippe. Dann ebte die Welle ab und brach im Herbst an verschiedenen Orten in der Welt wieder auf – ein Fünftel der Weltbevölkerung infizierte sich – 17.000 starben allein in Paris und 34.000 in New York. In den Großstädten war das öffentliche Leben lahm gelegt, Schulen, Kirchen und Theater wurden geschlossen. Gerade junge Menschen fielen dem Virus zum Opfer. Keine andere Infektionskrankheit hat in so einem kleinen Zeitabschnitt so viele Personen getötet.

Die Grippe sorgte oft für Schlagzeilen
Doch dies war nicht die letzte Grippeedemie: 1957/1958 starben durch die „Asiatischen Grippe“ circa 70.000. Zehn Jahre später beendete die „Hongkong Grippe“ vorzeitig das Leben von rund 800.000 Menschen. Vor rund 10 Jahren kam wieder die Influenza in die Schlagzeilen: Die Vogelgrippe, deren Erreger vorher nur in Vögeln nachgewiesen wurde, forderte in Honkong 1997 mehrere Menschenleben. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Hongkonger Behörden die Schlachtung von 1,8 Millionen Geflügeltieren veranlassten.
Die jüngste „Grippesaison“ war 1998/1999, als durch den Influenza-Virus in Deutschland 15.000 Menschen starben.

Der Kampf gegen das Virus
Erst 1933 konnte der Erreger im Labor identifiziert werden, 1941 wurde erstmals ein Impfstoff gegen den Virus entdeckt. Dennoch muss jedes Jahr wieder neu ein Impfstoff entwickelt werden, da das Virus sich verändert. Besonders gefährlich wird es, wenn ein so sogenannter „Shift“ ausgelöst wird – dann befallen zwei Grippeviren gleichzeitig einen Wirt und vermischen ihr Erbgut, so dass ein Virus mit neuem Erscheinungsbild entsteht. Forscher nehmen an, dass große Grippepandemien durch diese Shifts ausgelöst werden. Die asiatische Grippe war so z. B. eine „Kreuzung“ des Influenzaerregers der spanischen Grippe mit einem Vogelvirus. Wissenschaftler haben außerdem herausgefunden, dass die Viren-Typen in Zyklen vorkommen. Es kann sein, dass Pandemien, die etwa alle 60 bis 70 Jahre vorkommen, von jeweils derselben Erregerform ausgelöst werden.

Impfung als Vorbeugung: Für viele ein Muss
Doch ganz sind Sie den ungebetenen Viren nicht ausgeliefert: Gegen die Grippe kann man sich jedes Jahr impfen lassen. Gerade die folgenden Risikogruppen sollten dies beherzigen:
– ältere Menschen ab 60 Jahren
– chronisch Kranke z. B. mit Diabetes
– Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist
– Bewohner von Pflege- und Altenheimen
– Gefährdete Personen, z. B. Krankenschwestern und medizinisches Personal
Mit einem Pieks beim Arzt können 80-90% der Geimpften vor der Grippe geschützt werden – oder es kann ein weniger dramatischer Verlauf erreicht werden. Der beste Zeitraum für eine Impfung ist jetzt im Herbst.

 

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