Heilung aus dem Klostergarten: Das Wissen der Alchemisten

By | 1. Januar 2012

Auch im ausgehenden Mittelalter suchte man nach Möglichkeiten, das eigene Leben zu verlängern, jung und gesund zu bleiben. Neben der Entwicklung einer Formel, mit der sich Gold herstellen ließ, war die Jagd nach der ewigen Jugend das wichtigste Ziel für die Alchemisten des Mittelalters. In ihrer Lehre vermischte sich Naturerkenntnis mit Aberglauben und Zauberei.

Paracelsus

Der berühmteste Alchemist der Heilkunde ist Paracelsus. Er lebte von 1493 bis 1541 und vertrat eine für seine Zeit revolutionäre Idee: Er lehnte die antike Vier-Säfte-Lehre ab, aufgrund derer Heiler damals Kranke kurierten. Er war sich sicher, dass der sichtbare Körper eingebunden ist in einen größeren Kontext und das Seele und Geist ebenso entscheidend für die Gesundheit sind wie der Körper selbst.

Die Dosis macht das Gift

Aus der Alchemie brachte Paracelsus eine wichtige Erkenntnis mit, die bis heute nichts an Gültigkeit verloren hat: Die Dosis macht das Gift. „All Ding‘ sind Gift und nichts ohn‘ Gift; allein die Dosis macht, das ein Ding kein Gift is“, schrieb er. Er hatte großes Interesses am Wissen um Heilkräuter aus den Klostergärten und versuchte, diese Kenntnisse wissenschaftlich zu belegen. Dabei ging er von einem in der damaligen Zeit sehr verbreiteten Ansatz aus: Das Aussehen einer Pflanze lässt auf ihre Wirkung schließen. Ein Beispiel für einen solchen Zusammenhang ist der Frauenmantel, der seinen Namen aufgrund seines Äußeren erhalten hat und traditionell in der Frauenheilkunde eingesetzt wird.

Paracelsus wurde heftig kritisiert und starb jung unter ungeklärten Umständen. Er legte den Grundstein für die moderne Medizin der Neuzeit. Ihm verdanken wir unter anderem den Begriff der „Erkältung“ für einen grippalen Infekt.

Giftiges Lebenssymbol: Die Christrose

Die Christrose oder auch Schneerose trägt ihren Namen, weil sie bereits im Winter beziehungsweise genau zur Christus Geburt am Weihnachtsfest blüht. Die Alchemisten des Mittelalters schrieben ihr große Kräfte zu. So sollte ihr regelmäßiger Verzehr eine Lebensdauer von über 120 Jahren garantieren. Auch Paracelsus glaubte daran, denn die Blüte der Pflanze weise auf ihre starken Widerstandskräfte hin.

Tatsächlich enthält die Christrose Hellebrin, einen Stoff, der sich auch im Fingerhut findet und den Herzschlag stabilisiert. In der Christrose finden sich darüber hinaus eine ganze Reihe von Giftstoffen, die bereits in geringer Dosierung tödlich sind.

Im Mittelalter wurde die Pflanze in den Klostergärten angepflanzt. Ihre Wurzel galt als Heilmittel bei Wassersucht und Verstopfung. Sie galt als wirksame Arznei gegen die Pest. Man war sich allerdings früh der Gefahren der Christrose bewusst. Gerade in der Wurzel sind die meisten Giftstoffe enthalten, weswegen schon einige Tropfen des Wurzelextraktes tödlich sein konnten.

Heute ist die Christrose aus der Pflanzenheilkunde verschwunden. Ihre giftige Zusammensetzung macht sie für die Nutzung in der Medizin unbrauchbar. Sie steht dennoch als ein schönes Symbol für die Kraft des Lebens über den Tod in der dunklen Zeit des Jahres.

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