Heilung aus dem Klostergarten: Von Kräuterfrauen und Druiden

By | 1. Juli 2011

In der Antike sammelte man bereits vielfältiges medizinisches Wissen. Der römische Arzt Galenus (192-216 n. Chr.) und der Arzt und Pharmakologe Dioskorides aus Griechenland, der mehr als 1000 Pflanzen und ihre Heilwirkung in seinem Werk Materia Medica beschrieb, entwickelten die Lehren des Hippokrates weiter und begründeten die Medikamentenlehre. Die Ärzte der Antike nannten die Kräuterstuben officina medica, was soviel wie medizinische Werkstatt bedeutet, und beschrieben die Herstellung von Tinkturen und Salben damit als ein Handwerk.

Magie und Medizin

Während des frühen Mittelalters ging ein Großteil dieses Wissens wieder verloren. In Nord- und Mitteleuropa waren es vor allem kräuterkundige Druiden und Frauen, die als Hebammen arbeiteten, die sich mit wild wachsenden Heilpflanzen auskannten. Ihre Kenntnisse verhalfen ihnen innerhalb der germanischen Dorfgemeinschaften zu Macht und Ansehen. Sie konnten unliebsame Anführer vergiften, Krankheiten heilen und sogar Verhütungsmittel aus heimischen Pflanzen herstellen.

Gleichzeitig waren sie die Verbindung zu der spirituellen Welt. Sie leiteten die Zeremonien im Jahreslauf, sie kannten Sternenkonstellationen und Mondphasen. Krankheiten wurden als Folge des Wirkens dunkler Mächte betrachtet. Heilung war daher stets auch ein magischer Akt. Die Sichel der Druiden ist das Symbol für die enge Verbindung von Pflanzenkunde und Magie.

Das Wissen der Druiden und Kräuterfrauen war geheim und wurde von Generation zu Generation nur mündlich überliefert – daher ist es heute für uns unwiederbringlich verloren.

Mistel – die „Allesheilende“

Spätestens seit Asterix und Obelix gehören Misteln zu Druiden. Sie sollen ein Bestandteil des geheimen Zaubertranks sein, der die Gallier unbesiegbar machte. Unwahrscheinlich ist das nicht – denn die Mistel war bereits in der Antike als Heilpflanze sehr bekannt. Sie wurde im Laufe der Zeit immer wieder neu entdeckt, als Mittel gegen Epilepsie und sogar als Krebsmedikament. Ihre Volksnamen weisen noch auf ihre Verbindung mit alter Magie hin: Sie wurde auch Hexenkraut oder Druidenfuß genannt.

Die Mistel ist ein sogenannter Halbparasit, denn sie wächst auf den Ästen von Eichen, Pappeln Birken und Weiden und bezieht aus ihnen ihre Nährstoffe. Sie gehört zu den Sandelholzgewächsen. Häufig wird sie mit Vogelnestern verwechselt.

Die Mistel gehörte nicht zu den klassischen Heilpflanzen in den Klostergärten. Als europäische Heilpflanze hat sie dennoch ihren festen Platz in der Kräuterheilkunde. Die Heilwirkung steckt vor allem in den jungen Blättern. Sie enthalten Lektine, die im Körper eine dem Antibiotika ähnliche Wirkung entfalten und Viscotoxine, die die Immunabwehr stärken. Außerdem verfügt sie auch über einen hohen Vitamin C-Gehalt und wirkt blutdrucksenkend.

Aus den Mistelblättern wird ein kalter Aufguss zubereitet, um die Inhaltsstoffe nicht zu zerstören, das bedeutet, dass die Blätter mit kaltem Wasser übergossen werden und nach einigen Stunden abgeseiht werden. Der Aufguss wird dann zum Trinken nur leicht erwärmt.

In einigen Regionen steht die Mistel unter Naturschutz. Verwenden Sie daher nur Mistelblätter, die Sie aus der Apotheke beziehen.

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