Heilung aus dem Klostergarten: Das Kräuterwissen des frühen Mittelalters

By | 1. August 2011

Heilung aus dem Klostergarten: Das Kräuterwissen des frühen Mittelalters

Es waren die Mönche des frühen Mittelalters, die sich für die heilende Wirkung von Pflanzen interessierten und begannen, diese systematisch anzupflanzen und ihre Anwendung aufzuschreiben.

Der heilige Benedikt von Nursia legte im 5. Jahrhundert den Grundstein für das Klosterwesen des Mittelalters. Seine Benediktinerregel beschrieb nicht nur ein gottesfürchtiges und frommes Leben, sondern gab auch vor, dass in jedem Kloster die 75 wichtigsten Heilpflanzen zur Krankenpflege stets vorrätig sein sollten. Er gab seinen Mönchen auch die Anweisung, die vergessenen Schriften der Antike und ihr Wissen neu zu lesen und zu vervielfältigen. Die meisten der dort beschriebenen Heilpflanzen stammten aus dem Mittelmeergebiet.

Der berühmteste Kräuterweise des Mittelalters

Es verwundert daher nicht, dass der bekannteste Kräuterkundige des Mittelalters ein Benediktinermönch war. Walahfried von Strabo schrieb das Lehrgedicht „Hortulus“, in dem er 25 Heilpflanzen und deren Anbau beschreibt. Für ihn stand die heilende Wirkung einer Pflanze in direktem Zusammenhang mit ihrem Aussehen. Einige der heute bekannten Namen erinnern noch heute daran, so zum Beispiel der Frauenmantel, der bei Frauenbeschwerden helfen sollte. Walahfried von Strabo gab auch Empfehlungen, wie ein solcher Kräutergarten anzulegen sei: Quadratisch mit kreuzförmigen Wegen. Diesem Vorbild folgen die Klostergärten bis heute.

Die Klostergärten selbst hießen Offizinalgärten oder Offizinarien. Viele lateinische Pflanzennamen wie zum Beispiel der lateinische Name von Salbei salvia officinalis, weisen durch den Zusatz officinalis daraufhin, dass sie in Klostergärten angepflanzt wurden.

Salbei – die „Mutter der Kräuter“

Bereits der lateinische Name salvia deutet auf die heilende Kraft dieser Pflanze hin. Salvia stammt von salvare, was heilen bedeutet. Bereits in der Antike kannte man ihre schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung. Als Cäsar vom Tod eines Freundes hörte, soll er gesagt haben: „Aber er hatte doch Salbei im Garten!“. Die Pflanze wurde von Benediktinermönchen über die Alpen gebracht und seither auch bei uns heimisch.

Salbei enthält eine ganze Reihe von ätherischen Ölen wie Thujon, Cineol und Kampfer, die antibakteriell und zusammenziehend wirken. Außerdem hemmen sie die Schweißproduktion. Weltweit gibt es mehr als 1000 Salbeiarten. Einige außereuropäische Arten haben sogar eine leicht halluzinogene Wirkung, die der von Cannabis ähnelt.

Salbei gehört zu den sogenannten Lippenblütlern. Er blüht von Juni bis Juli und bevorzugt trockene und sonnige Standorte. Die Blütezeit ist gleichzeitig auch die beste Erntezeit. Die strauchartige Pflanze kann bis zu einem halben Meter hoch werden und verströmt einen würzigen, unverwechselbaren Geruch. In der Heilkunde werden die Blätter verwendet. Äußerlich, um Schweißgeruch einzudämmen, für Mundspülungen oder als Tee gegen Darmkoliken.

Ein Salbeistrauch lässt sich pflegeleicht im eigenen Garten anbauen. Allerdings sollte man Salbei nicht über einen längeren Zeitraum einnehmen, weil das enthaltene Thujon in größeren Dosen giftig ist und Herzrasen und Schwindel verursachen kann. Aus dem gleichen Grund sollten auch Schwangere und Stillende Salbei nicht innerlich anwenden.

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