Heilung aus dem Klostergarten: Hildegard von Bingen

By | 1. Oktober 2011

Hildegard von Bingen (1098-1179) gilt als die „erste Ärztin“ des Mittelalters. Bereits als Kind trat sie einem Benediktinerorden bei und entdeckte bald ihre besondere Verbindung zu Gott, dessen Nähe sie durch Visionen besonders intensiv erlebte. Diese Form des göttlichen Erlebens wurde im Mittelalter „Mystik“ genannt. Doch Hildegard von Bingen war nicht nur eine Mystikerin, sie war auch eine Wissenschaftlerin.

Die Kräuterkundige des Mittelalters

So schrieb sie neben vielen religiösen Texten auch medizinische Abhandlungen wie das „Causae und Curae“, das „Erkennen und Heilen“, in dem sie die Entstehung und Behandlung verschiedener Krankheiten beschrieb. Sie suchte in den lateinischen Schriften antiker Gelehrter nach vergessenen Heilmethoden und Pflanzen und katalogisierte die zu ihrer Zeit bekannte Volksmedizin.

Darüber hinaus sammelte sie selbst Kräuter, legte, nach dem sie 1150 mit einigen Anhängern ihr eigenes Frauenkloster auf dem Rupertsberg bei Bingen gegründet hatte, einen Klostergarten an und probierte sich in zahlreichen Rezepten und Anwendungen von Heilkräutern. Nach ihrem Tod wurde sie heilig gesprochen. Ihr Heilwissen wurde in jüngster Zeit als Hildegardis-Medizin von einer breiten Öffentlichkeit wiederentdeckt und erfreut sich großer Beliebtheit.

Hildegard von Bingen ging von einer engen Verbindung zwischen Körper und Geist aus. Nur ein gesunder Geist konnte ihrer Ansicht nach in einem gesunden Körper leben. Diese Herangehensweise wird heute als „ganzheitliche Medizin“ immer populärer. Hildegard von Bingen war ihrer Zeit weit voraus und inspirierte die Heilkunst des Mittelalters maßgeblich.

Frauenmantel – das Frauenheilkraut

Die Frauenmantel-Pflanze war eine der wichtigsten Heilpflanzen des Mittelalters und gehört zu den Rosengewächsen. Ihr lateinischer Name Alchemilla vulgaris weist auf ihre besondere Bedeutung für die Alchemisten, die durch geheime Zutaten Gold und andere Edelmetalle zu gewinnen suchten. Die mehrfingrigen Frauenmantel-Blätter sondern am Morgen einen Tautropfen ab. Dieser Tautropfen war ein wichtiger Bestandteil für die Mischungen der Alchemisten.

Hildegard von Bingen verwendete Frauenmantel, um Geschwüre und offene Wunden zu heilen. Darauf weist auch der Name „Ohmkraut“ von altdeutsch Ohm=Wunde hin. In der Volksmedizin ist Frauenmantel bis heute als „Frauenheilkraut“ bekannt. Es soll Menstruationsbeschwerden lindern, Blutungen bei einer Geburt beenden und die Gebärmutter stärken. Die volkstümlichen Bezeichnungen Liebfrauen- oder Marienmantel weisen auf den Zusammenhang des Aussehens der Blätter hin, die an einen mittelalterlichen Frauenmantel erinnern und daher mit der Mutter Maria in Verbindung gebracht werden.

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