Erste Hilfe bei Herzinfarkt und Schlaganfall

By | 1. März 2009

Stellen Sie sich vor, Sie spüren plötzlich einen Druck oder stechenden Schmerz in Ihrem Brustkorb. Sie sind gerade im Auto unterwegs und niemand ist da, um Ihnen zu helfen. Sie ahnen, es ist ein Herzinfarkt und es bleibt Ihnen nur wenig Zeit zu reagieren. Genau genommen haben Sie 10 Sekunden Zeit, bevor Sie das Bewusstsein verlieren.

Was ist zu tun? 
Sie haben erste Hilfe Kurse absolviert, aber niemand hat Ihnen gesagt, wie Sie sich selbst helfen können. Experten raten: Husten Sie – und zwar so, als ob Sie Schleim von tief unten nach oben befördern müssten. Atmen Sie tief ein und husten Sie feste – und das alle 2 Sekunden, solange bis Hilfe da ist oder sich der Herzrhytmus stabilisiert hat. Tiefes Einatmen bringt Sauerstoff in die Lungen, das Husten hilft Ihr Herz am Schlagen zu halten und den Rhythmus zu stabilisieren.

Fremdhilfe: Was Sie als Beobachter bei einem Herzinfarkt tun können
Eine schlimme Situation: Jemand bricht vor Ihnen mit den Symptomen eines Herzinfarkts zusammen. Bleiben Sie dabei nicht passiv, sondern befolgen Sie die folgenden Schritte:

  1. Rufen Sie sofort den Rettungsdienst.
  2. Beobachten Sie den Patienten genau, überprüfen Sie dabei sein Bewusstsein, Atmung und Lebenszeichen. Überprüfen Sie den Puls am Handgelenk, nicht am Hals. 
  3. Wenn die Atmung aussetzt: Beginnen Sie sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Drücken Sie dafür mit dem Ballen der Hände (eine Hand über die andere) auf die Mitte des Brustkorbs, pressen Sie dabei den Brustkorb 4-5 cm tief ein. Bei einer Frequenz von 100x Drücken in der Minute sollten Sie 30 x Drücken und 2x Beatmen. Beim Beatmen ist wichtig, den Kopf nach hinten zu neigen und das Kinn anzuheben. Verschließen Sie beim Beatmen mit Daumen und Zeigefinger die Nase. Nehmen Sie ganz normal Luft und blasen Sie die Luft eine Sekunde lang in den Mund, so dass sich der Brustkorb hebt. Wiederholen Sie das noch einmal und beginnen Sie dann wieder mit der Herzdruckmassage. Wenn die Atmung wieder einsetzt, bringen Sie den Patienten wieder in die stabile Seitenlage. Eine genaue Anleitung der Herz-Lungen-Wiederbelebung finden Sie hier auf den Seiten des Roten Kreuzes (http://drk.de/erstehilfe/ehonline/lehrgang/hlw/ausg_pos1.html).
  4. Wenn der Patient nicht von alleine atmet, führen Sie die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch, bis der Notarzt eingetroffen ist. Hören Sie vorher nicht auf, auch wenn Sie keine Lebenszeichen sehen!
  5. Wenn der Patient bei Bewusstsein ist, lagern Sie ihn bequem mit erhöhtem Oberkörper, dann wird das geschwächte Herz entlastet.
  6. Lockern Sie gegebenenfalls die enge Kleidung des Betroffenen
  7. Bleiben Sie ruhig. Durch Ihre Ruhe beruhigt sich auch der Infarktpatient.
  8. Fahren Sie den Patienten nicht selbst in die Klinik und lassen Sie ihn auch nicht laufen! Warten Sie den Notarzt ab!

Schlaganfall: Übersehen Sie nicht die Symptome
Stellen Sie sich vor, Ihre Kollegin kippt kurz auf der Arbeit um, weil sie Sehstörungen hat und ist danach etwas zittrig. Sie behauptet aber, alles wäre in Ordnung. Müssen Sie sich Sorgen machen? Ja, unbedingt. Denn dahinter kann sich auch ein Schlaganfall verbergen. Denn anders als der Herzinfarkt verläuft ein Schlaganfall ohne Schmerzen, weshalb er von vielen Menschen nicht als solcher wahrgenommen wird. Dabei muss man bei folgenden Symptomen sofort den Notarzt rufen, auch wenn sich die Anzeichen scheinbar wieder bessern:

– Lähmungs- und /oder Taubheitsgefühl auf einer Körperseite
– Sehstörungen, Gesichtsfeldausfälle, Doppelbilder
– Sprach- und Sprachverständnisstörungen

Fragen, die die Symptomatik klären
Stellen Sie dem Betroffenen folgende Aufgaben, um abzuklären, ob nicht ein Schlaganfall hinter der Symptomatik stecken könnte: 

  1. Bitten Sie die Person zu lächeln, Sie wird es nicht schaffen
  2. Bitten Sie die Person einen einfachen Satz zu sprechen (z. B. „Heute scheint die Sonne“) – sie wird es nicht nachsprechen können.
  3. Bitten Sie die Person, beide Arme zu heben – sie wird es nicht oder nur teilweise tun können
  4. Bitten Sie die Person, die Zunge herauszustrecken – wenn die Zunge gekrümmt ist und sich hin- und herbewegt, ist das auch ein Anzeichen für einen Schlaganfall.

Falls der Betroffene auch nur mit einer dieser Aufgaben Probleme hat, rufen Sie unbedingt den Notarzt!

Genauso wie beim Herzinfarkt gilt auch beim Schlaganfall:

  • Lockern Sie beengende Kleidungsstücke und sorgen Sie für Frischluft (Fenster öffnen)
  • Bringen Sie den Betroffenen in Seitenlage, wenn er bewusstlos ist
  • Kontrollieren Sie Puls- und Herzschlag – immer am Handgelenk, nie am Hals
  • Halten Sie die Atemwege frei, entfernen Sie eventuell Zahnprothesen
  • Bleiben Sie ruhig, damit der Patient auch ruhig bleibt

Kampf gegen die Zeit
Die schnelle ärztliche Betreuung kann Leben retten! Je später der Patient behandelt wird, desto mehr Gehirnzellen sterben ab – mit dramatischen Folgen.  Leider gelangt in Deutschland nur jeder vierte Schlaganfall-Patient innerhalb von drei Stunden ins Krankenhaus – wertvolle Zeit geht verloren, die Leben retten kann.

 

Share on Tumblr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert