Stillen – die scheinbar einfachste Sache der Welt

By | 1. September 2014

Stillen – die scheinbar einfachste Sache der Welt

 Es gibt für alles eine Betriebsanleitung – aber den Nachwuchs bekommen wir nach wie vor ohne eine solche geliefert. Brauchen wir modernen Frauen denn für’s Stillen eine Anleitung? Die Antwort ist: Nein. Was wir brauchen ist Vertrauen; Vertrauen auf unsere Intuition, auf unser Gefühl, auf unseren Körper, zu uns selbst und zu unserem Kind. 

Mit Sicherheit gibt es ein paar Fakten, die uns das Ernähren unseres neugeborenen Nachwuchses besser verstehen helfen, erleichtern, dadurch unser Selbstvertrauen stärken – und um diese Informationen geht es hier. Stillen ist nicht nur Füttern, sondern eine sehr intime Angelegenheit; damit diese zur Selbstverständlichkeit wird, braucht es eben etwas Zeit und Geduld.

Muttermilch passt sich den Entwicklungsstufen des Säuglings an

Da ist zunächst die gelbliche Vormilch (Kolostrum), sehr vitamin- und nährstoffhaltig, so dass schon eine kleine Menge zur Sättigung des Babys ausreichen kann. Außerdem enthalten sind Abwehrstoffe, welche nicht nur das Kind vor Infektionen schützen, sondern auch zum Aufbau seines eigenen Immunsystems beitragen. Und perfekter Weise hat sie eine leicht abführende Wirkung, um das Ausscheiden des ersten kindlichen Stuhlgangs (Mekonium), wegen seiner schwarz-grünlichen Färbung auch „Kindspech“ genannt, zu erleichtern.

Idealerweise kommt Baby bereits in der ersten halben Stunde nach der Geburt in den Genuss des wertvollen Kolostrums – es ist noch wach (wer kann schon gleich schlafen, nach so einer spannenden "Reise"?), sein Saugreflex stark, und dieser Reiz fördert das „Einschießen“ der Milch. Geduld, wenn nur wenig Milch den Besitzer wechselt, sie ist, wie gesagt, sehr nahrhaft.

Innerhalb von circa fünf Tagen verändert sich die Vormilch hin zu reifer Muttermilch. Der Milcheinschuss ist nicht unbedingt angenehm, die Brüste können anschwellen, und der Vorgang des Stillens entspannt infolgedessen nicht nur das Baby, sondern auch die Mutter. 
Auch die reife Muttermilch unterliegt einer ständigen Veränderung, angepasst an die Bedürfnisse des Säuglings.

Wie häufig soll/muss gestillt werden?

Das Stillen nach Bedarf (Ad-libitum-Fütterung) hat sich bewährt – gerade am Anfang fördert häufigeres Anlegen die Milchproduktion. Doch lassen Sie Ihr Baby nicht zum Zeitvertreib an der Brustwarze nuckeln (das kann zu Entzündungen führen), sondern nur, solange es Hunger hat und kräftig saugt. Es wird sich ein Rhythmus einstellen, die nächtlichen Mahlzeiten werden wegfallen. Der Nahrungsbedarf des Babys und die Milchmenge werden sich aufeinander einstellen. Eine Regelmäßigkeit wird sich entwickeln, die dem Mama-Baby-Duo Sicherheit gibt. 

Tipps für genüssliche Momente zu zweit

Damit für Mutter und Baby der Fütterungsakt angenehm verläuft, sollte man sich dafür Ruhe gönnen und eine Position wählen, die für beide Beteiligten angenehm ist – ob Sie Ihr Kind dabei lieber auf dem Schoß, neben sich liegend oder auf den Hüften sitzen haben, hängt ganz von Ihnen beiden ab. Stillen ist sowas wie Liebe in flüssiger Form, und da sollte man den Lärm der Welt möglichst ausschalten. Wenn die Situation ein „öffentliches“ Anlegen erfordert, kann frau auch mithilfe eines leichten Tuches über Brust und Babyköpfchen eine kleine Privatsphäre schaffen – allerdings geht das zu Lasten des Augenkontaktes. Alternativ schauen Sie und Ihr Kleines sich einfach tief in die Augen und vergessen dabei alles um sich herum.

Wenn die Brust mal spannt und schmerzt, sind Quark-Umschläge ein Segen. Quark etwa einen halben Zentimeter dick auf ein sauberes Tuch streichen und auf die harten Bereiche legen, bis der Quark getrocknet ist. 

Baby isst mit – Ernährung während der Stillzeit

Sie müssen zwar als stillende Mutter nicht für zwei essen, aber eine erhöhte und qualitativ hochwertige Nährstoff- und Flüssigkeitszufuhr ist erforderlich. Also trinken Sie ausreichend Wasser (bevorzugt kohlensäurearm oder -frei), essen Sie ausgewogen und bunt (Obst, Gemüse, Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier, Nüsse …), um für sich selbst und Ihren Nachwuchs neben den Grundnährstoffen auch genug Vitamine, Mineralien und Spurenelemente bereitzustellen. Von allem, was Sie sich Gutes tun, profitiert auch der Nachwuchs – Sie schlagen praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe.

Umgekehrt trifft das leider ebenfalls zu – auch negative Einflüsse wird Ihr Kind mit Ihnen teilen, deshalb:
Nikotin und Alkohol sind tabu – die Schadstoffe gehen in die Muttermilch über und der kindliche Organismus ist außerstande, damit umzugehen, und teils unfähig, sie abzubauen (Alkohol). 
Auch sollten Amalgam-Zahnfüllungen nicht ausgerechnet während der Stillperiode ausgetauscht werden (Freisetzung von Quecksilber).
Informieren Sie Ihren Arzt, dass Sie stillen, wenn ein Medikament verordnet werden soll. Gibt es keine für den Säugling unbedenkliche Alternative, kann über die Dauer der Medikation auch die Milch abgepumpt und verworfen werden, so lässt sich das Stillen nach Beendigung der Einnahme fortsetzen.

Vorsicht ist anfangs auch geboten bei blähenden Lebensmitteln wie Zwiebeln, Kohl, Knoblauch, Hülsenfrüchten – was die meisten Erwachsenen nicht vertragen, lässt auch den Wind in der Windel wehen. Doch auch hier gibt es eine Kehrseite – wenn die Mama Fenchel- oder Anistee trinkt, beruhigt sich auch der Baby-Bauch.

Rohe Lebensmittel und Rohmilchprodukte (rohes Fleisch, Sushi, Mozzarella …) enthalten Bakterien, mit denen Ihr Kleines noch nicht zurechtkommt; deshalb bitte meiden.

Und wenn Sie sich zu viel Saures geben (Zitrusfrüchte, säurehaltige Nahrungsmittel und Getränke allgemein) kann das bei Baby zu einem wunden Po führen – außerdem, wenn Sie schon auf den Mozzarella verzichten, können Sie auch gleich die Tomaten weglassen, denn auch auf die reagieren manche Babys empfindlich!

Ob Stillen die einfachste Sache der Welt ist? Finden Sie es heraus! Auf jeden Fall hat es eine Menge Vorteile (etwa, dass die perfekte Nahrung, perfekt temperiert, in perfekter Verpackung stets verfügbar ist) – gehen Sie gelassen zur Sache – und wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht oder nicht lange funktioniert, gibt es immer noch sehr gute Adaptiv-Milch, deren Vorteil (unter anderen) es ist, dass von Anfang an auch der Papa füttern kann.

 

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