Blutsauger auf dem Vormarsch – Saison für Zecken

By | 1. März 2014
 

Ein milder Winter, wie der 2013/14, lässt mehr Zecken als gewöhnlich überleben und bedingt eine größere Zahl infektiöser „Vampire“ in der warmen Jahreszeit. Somit steigt das statistische Risiko eines Zeckenbisses. Gewöhnlich im Monat März, wenn das Barometer auf ungefähr 10 °C klettert, macht der „Gemeine Holzbock“ seinem Namen wieder alle Ehre und lauert in Wald, Feld und Garten seinen menschlichen und tierischen Opfern auf.
Welche Krankheiten kann ein Zeckenbiss auslösen?

Borreliose

Die Lyme-Borreliose wird durch ein Bakterium verursacht, welches in ganz Europa und in Nordamerika (und dort nicht bevorzugt innerhalb bestimmter Gebiete, wie das bei der FSME der Fall ist) durch Zecken übertragen wird. Mit dem Alter der Zecke steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie selber mit Borreliose infiziert und somit ein Überträger (etwa jede fünfte Zecke) ist. Die „Chance“ auf eine Ansteckung erhöht sich mit Dauer des Saugvorganges, wobei eine Infektion nicht zwangsläufig die Erkrankung auslöst.
Vom Biss bis zum Ausbrechen der Krankheit ist es ein weiter Weg: Zwischen fünf und 30 Tagen kann es dauern, bis sich die ersten Anzeichen bemerkbar machen. Deshalb kommt es vor, dass Betroffene beim Auftreten der Symptome den Zeckenstich längst vergessen haben! Je schneller die Borreliose bemerkt und behandelt wird, desto besser stehen die Chancen für eine vollständige Heilung. Andernfalls drohen Spätfolgen, eine unbehandelte Borreliose-Erkrankung kann sich auswirken auf die Herzgesundheit, das Nervensystem, auf Haut, Gelenke und Muskulatur.
Ein Impfstoff gegen Borreliose existiert für Menschen bislang nicht.
Schnell zum Arzt, wenn sich an der Zeckenbiss-Stelle die so genannte Wanderröte zeigt. Eine sich ausdehnende Hautverfärbung in Form einer Zielscheibe tritt mit 80prozentiger Wahrscheinlichkeit auf, wenn Borreliose-Bakterien in die Haut eingedrungen sind. Eine Antibiotika-Behandlung kann dann Schlimmeres verhindern.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Die Frühsommer-Hirnhautentzündung tritt seltener auf als ihre „Kollegin“ Borreliose, wird durch Viren ausgelöst und ist mittels Impfung vermeidbar. Auch hier ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) der Überträger – außerdem kann der Genuss von Rohmilch infizierter Tiere ansteckend sein. In Deutschland waren seither vor allem Gebiete im süddeutschen Raum betroffen.
Die Symptome treten innerhalb von zwei bis 20 Tagen auf und sind denen einer Grippe ähnlich. Typisch ist, dass die Beschwerden – vor allem das Fieber – nach etwa einer Woche eine Pause einlegen, um dann richtig zuzuschlagen, etwa mit heftigen Kopfschmerzen und Erbrechen als Zeichen einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten. Nicht bei allen Infizierten treten diese Symptome auf.
Therapien
können die Auswirkungen, die Beschwerden lindern, doch diese Krankheit muss durchlebt werden! Da es sich bei der Frühsommer-Hirnhautentzündung (englisch: tick-borne encephalitis, TBE) um einen viralen Infekt handelt, sind Antibiotika wirkungslos.
Prognose
Bei den meisten Betroffenen heilt die Erkrankung vollständig aus, nur in wenigen Fällen bleiben neurologische Schäden wie Gleichgewichts-, Hör-, Gedächtnisstörungen oder sogar Lähmungen zurück. Im schlimmsten und seltensten Fall (bei einem bis zwei Prozent der Betroffenen) führt die FSME zum Tod. Nur ein einziges Mal kann man an der FSME erkranken – sie hinterlässt eine lebenslange Immunität.

Knoblauch gegen Vampire/Zecken – oder was?

Tatsächlich gab es eine Untersuchung an der Lund-Universität in Malmö, der zufolge übermäßiger Knoblauchkonsum nicht nur menschliche, sondern auch tierische Zeitgenossen (Zecken) abschreckt!

Damit wir kein leichtes Opfer für den Gemeinen Holzbock sind, empfehlen sich folgende, weniger "anrüchige" Maßnahmen:

  • Die Lieblingsplätze der Zecken meiden: Da die Blutsauger bevorzugt im Unterholz, am Waldrand und auf Wiesen ihren potenziellen warmblütigen Wirten auflauern, sollte man diese Lokalitäten nicht unbedingt aufsuchen.
  • „Zeckenfeindliche“ Kleidung: Geschlossene Schuhe und lange Hosenbeine schützen vor dem Angriff von unten. Unter modischen Aspekten zwar sehr fragwürdig, aber in Bezug auf Zeckenabwehr effektiv ist die Methode, die Hosenbeine in die Socken zu stecken. Helle Kleidung hat den Vorteil, dass die schwarzen, blutrünstigen Zeitgenossen gut erkennbar sind, bevor sie angebissen haben.
  • Anti-Zecken-Mittel: Wir beraten Sie gern, welches für Sie das Mittel (Repellent) der Wahl ist. Sprays und Cremes mit unterschiedlicher Wirkdauer bilden in Kombination mit der richtigen Kleidung einen guten Schutz.
  • Anschließend absuchen: Direkt nach dem Aufenthalt in Wald, Wiese oder Garten (gut die Hälfte aller Zeckenbisse ereignen sich im eigenen Garten) ist eine gründliche (eventuell gegenseitige) Inspektion fällig. Die Krabbler verstecken sich im Blutrausch gerne in Hautfalten, Knie- oder Achselhöhlen, auch in der Körper- und Kopfbehaarung suchen sie Unterschlupf. Sie lieben weiche, gut durchblutete Regionen.
  • Werkzeug bereithalten: Zeckenzange oder eine geeignete Pinzette sowie Desinfektionsmittel und Pflaster sollten verfügbar sein.
  • Eine FSME-Impfung kann angezeigt sein, so man in Risikogebieten entweder lebt oder sich dort häufig aufhält (Urlaub); ob Sie sich impfen lassen sollten, besprechen Sie am besten mit Ihrem Hausarzt.
    Ab einem Lebensalter von sechs Jahren kann geimpft werden. Hierzu braucht es drei Termine, im Abstand von zunächst einem bis drei und dann von fünf bis zwölf Monaten. Nach dieser Grundimmunisierung ist nach drei bis fünf Jahren eine Auffrischung erforderlich, will man den Schutz aufrechterhalten. Für akuten Bedarf gibt es auch eine Schnell-Immunisierung, die zwar umgehend wirkt (innerhalb von ein bis zwei Monaten) aber keinen Langzeitschutz bietet.

Wenn ein Biest sich verbissen hat

Zeckenzange oder Pinzette sind geeignete Utensilien, um den Sauger loszuwerden. Je eher, je besser. Bitte nicht Öl, Nagellack oder Klebstoff verwenden, um das Tierchen zu ersticken. Während des Todeskampfes gibt es nochmal alles und injiziert uns eine geballte, möglicherweise mit Krankheitserregern belastete, Ladung.
Anschließend muss die Einstichstelle desinfiziert, der „Tatort“ und Zeitpunkt der Attacke sollten notiert werden. Im Zweifelsfall den Arzt aufsuchen. Und verfahren sie wie mit einem Gerstenkorn: Behalten Sie’s im Auge! Einen Monat lang (maximale Inkubationszeit für Borreliose, siehe oben).

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