Die Brennnessel: Widerborstig und wohltuend

By | 1. Januar 2014

Brennnessel, verkanntes Kräutlein, Dich muss ich preisen,
Dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,
Kalk, Kali, Phosphor, alle hohen Werte,
entsprießend aus dem Schoß der Mutter Erde …
 
 
 
Dieser Auszug aus einem Gedicht von Dr. Heinrich Hoffmann (1809-1894) beweist, dass die Brennnessel bereits vor nahezu zwei Jahrhunderten schon gehalten hat, was sie heute noch verspricht. Und geht man davon aus, dass der Verfasser selber die Brennnessel nicht nur lobte, sondern sie auch verzehrte, ist dieses „Kräutlein“ womöglich nicht ganz unschuldig daran, dass er ein für damalige Verhältnisse absolut biblisches Alter erreicht hat.

Zu Unrecht wird die wehrhafte Grüne als Unkraut bezeichnet. Sie spielt zwar gern die Unnahbare, ist bei Berührung ziemlich zickig und verletzend (das geht unter die Haut) – doch hat sie sich einmal ergeben, ist sie ganz lieb! Wir legen uns einfach ein dickes Fell (Handschuhe) zu, bevor wir zum Angriff übergehen. Alternativ ziehen wir die Handschuhe zwar an (wenn es, so wie jetzt, draußen kalt und brennnesselfrei ist) und gehen in die Apotheke, wo das Gute der Brennnessel in den unterschiedlichsten Formen „kampflos“ zu haben ist.

Die guten Eigenschaften der Brennnessel und ihre Verwendungsmöglichkeiten

Brennnesseltee, aus den Blättern hergestellt, enthält die Vitamine A und C, Flavonoide, Mineral- und Gerbstoffe sowie Kalium, Calcium, Kieselsäure, Folsäure, Eisen und Magnesium. Er versorgt den Körper mit den genannten wichtigen Inhaltsstoffen und der Kaliumanteil hat eine entgiftende, harntreibende, entwässernde Wirkung, weshalb der Tee bei Diäten unterstützend wirkt. Sein relativ hoher Eisengehalt hält uns vital, wach und aktiv. Brennnesseltee, eine Tasse bereits vor dem Frühstück getrunken, kurbelt die Verdauung an. Mineralstoffe und Flavonoide helfen dem Stoffwechsel auf die Sprünge. Die Blutbildung wird mithilfe von Brennnesseltee ebenfalls unterstützt (Folsäure, Eisen). Auch bei Blasen- und Nieren(stein)leiden/-entzündungen hat sich der Fast-Alles-Könner Brennnessel bewährt. Sogar bei Kopfschmerzen, Erkältungen, Ekzemen, Akne, Allergien, Immunschwäche wurde Brennnesseltee oder -extrakt erfolgreich eingesetzt.
Altbekannt ist die wunderbare Wirkung der Brennnessel bei Gelenkschmerzen (Rheuma, Arthritis), entzündungshemmend und schmerzlindernd. Hier bietet sich neben der innerlichen die äußerliche Anwendung (Salbe) an. Brennnesselsalbe tut ebenfalls gut bei brennenden, juckenden Ausschlägen und Insektenstichen.

Zubereitung von Brennnesseltee

Für die Bereitung von Tee verwendet man nur die jungen Blätter, frisch/getrocknet, oder getrocknete Teeblätter aus der Apotheke, die garantiert schadstofffrei sind.
Etwa vier Esslöffel Blätter mit einem Liter kochenden Wasser übergießen, zehn Minuten ziehen lassen und abseihen. Des besseren Geschmacks willen können gerne ein paar Pfefferminzblätter mitgekocht oder etwas Zitronensaft zugefügt werden.
Kurweise diese Menge drei bis vier Wochen über den Tag verteilt trinken; ansonsten etwa drei bis fünf Tassen wöchentlich.

Als Gesichtswasser benutzt, verbessert der Tee bei Pickeln, Akne, Ekzemen (auch bei allergisch bedingten) das Hautbild.

Brennnesseltee als Haarspülung verwendet, fördert die Durchblutung der Kopfhaut, nährt die Haarwurzeln und wirkt somit Schuppenbildung, fettigem Haar und Haarausfall entgegen; das Haar wird gekräftigt und der Haarwuchs gefördert. Angeblich gaben früher Pferdehändler ihren Tieren Brennnesselsamen zum Fressen, weil deren Fell dadurch dichter und glänzender wurde und die Pferde leistungsfähiger.

Und noch eine gute Nachricht: Was uns Menschen so gut tut, mögen Blattläuse gar nicht! Brennnesselsud, 24 Stunden angesetzt (hier müssen es freilich nicht die jungen oder schadstofffreien Blätter sein, sondern gern die Blätter samt Stiel) ist ein hervorragender Pflanzendünger und vertreibt, auf die von Blattläusen befallenen Stellen gesprüht, die Schädlinge; ganz ohne Chemie!

Nicht nur Heil- sondern auch schmackhaftes Lebensmittel

In Nachkriegszeiten war die Brennnessel das Gemüse der armen Leute – heute hat sie ihren wohlverdienten Platz in der gehobenen Gastronomie. Sie hat sich allen Versuchen, sie mit Hacke, Spaten oder der chemischen Keule zu vertreiben, erfolgreich widersetzt. Wenn man sie „vernichten“ will, dann ist es sicher am vernünftigsten, sie aufzuessen – die frischen Blattspitzen als Zugabe bei Kräuterquark, oder als schmackhaftes, schnell zubereitetes 

Brennnessel-Gemüse:
Junge Brennnesseltriebe grob zerkleinern und zwanzig Minuten in kaltes Wasser legen.
Zwischenzeitlich eine Zwiebel in Olivenöl oder Butter dünsten, den gut abgetropften (Salatschleuder) Spinat zugeben, nach dem Zusammenfallen noch eine Minute weiter dünsten, mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen – fertig!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Brennnessel wohl in jedem Haushalt/in jeder Hausapotheke einen Ehrenplatz verdient hat und wir uns mit Recht „brennend“ für sie interessieren.

 

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