Heilung aus dem Klostergarten: Bader, Hexen und Hebammen

By | 1. Februar 2014

Viele der Heilkräuter, die sich in den Klostergärten fanden, stammten aus der Volksmedizin und gehörten bereits seit vielen Jahrhunderten zu den alltäglichen Heilmethoden. Der Zusatz officinale hinter den lateinischen Namen weist darauf hin, dass die Kräuter in den Klostergärten angepflanzt wurde. Die Bezeichnung „Offizin“ für Apotheken erinnert an die Entwicklung der Apotheke aus dem Arzneimittelwissen der Klostergärten.

Heiler im Mittelalter

Im Mittelalter waren Heilberufe nur gering geachtet. Eine Ausbildung für Ärzte gab es nicht, nur wenige Bücher aus der Antike klärten über Krankheiten und Heilmethoden auf. Wer krank wurde, wandte sich nicht nur an die Klöster, sondern in den Städten auch an den örtlichen Bader. Die Bader betrieben die Badestuben. Dort kam man zusammen, tauschte Informationen aus und ließ sich kleine Wehwehchen kurieren. Bader gingen meist für einige Zeit bei einem anderen Bader in die Lehre. Sie konnten Knochen einrenken, Zähne ziehen und Umschläge machen. Schwere Krankheiten heilten sie gemäß der antiken Vier-Säfte-Lehre durch Aderlaß und Schröpfen.

Badestuben als Behandlungsräume

Die mittelalterlichen Badestuben waren Orte der Geselligkeit, nicht selten gingen dort auch Prostituierte ihrer Arbeit nach. Durch die mangelnde Hygiene in den feuchtwarmen Räumen verbreiteten sich Krankheiten dort besonders gern.

Geburtshelferinnen und Heilerinnen

Neben den Badern waren Hebammen die wichtigsten Heilkundigen im Mittelalter. Sie begleiteten nicht nur die Geburt, die aufgrund der medizinischen Möglichkeiten für Mutter und Kind eine gefährliche Angelegenheit war, sondern betreute in kleineren Dorfgemeinschaften auch krankes Vieh. Hebammen kannten sich mit der Heilwirkung vieler heimischer Pflanzen aus und bereiteten daraus Salben und Tränke.

Geachtet und gefürchtet

Viele der Heilkräuter aus der Geburtshilfe fanden Eingang in die Klostergärten. Ihr Zugang zu Kranken und Sterbenden brachte Hebammen am Beginn der Neuzeit in den Fokus der Hexenverfolgung. Man misstraute ihren Kenntnissen.

Als sich der Arztberuf als eigene Profession mit Studium und sich Anfang des 18.Jahrhundert die ersten städtischen Krankenhäuser etablierten, schwand die Bedeutung der Bader. Hebammen wurden zu Helfern der Geburtsärzte. Den Beruf des Baders gab es dagegen bis 1950, allerdings nur nach als eine Art umherziehenden Masseur.

Hexenkraut und Heilwurz

Sowohl die Baldrianpflanze, im Volksmund auch Hexenkraut genannt, als auch der Echte Eibisch als Heilwurz spielten in der Volksmedizin eine wichtige Rolle.

Der lateinische Name von Baldrian, Valeriana von lat. valere = heilen, weist auf seine großen Heilkräfte hin. Er war früher in ganz Mitteleuropa verbreitet. Die Wurzel enthält Valepotriate und Alkaloide. Erstere wirken gleichzeitig beruhigend und anregend. Deshalb hilft Baldrian sowohl bei Schlafstörungen als auch bei Konzentrationsschwierigkeiten. Der bittere Geruch der Wurzel zieht Katzen an, deshalb heißt der Baldrian im Volksmund auch Katzenkraut. In Ihrer Apotheke erhalten Sie Baldrian in vielfältigen Darreichungs- und Dosierungsformen. Als sanftes Schlafmittel ist es auch aus der modernen Arzneimittellehre nicht wegzudenken.

Auch der Echte Eibisch findet sich bis heute in den Klostergärten. Seine vielfältige Heilwirkung verlieh im den Namen Heilwurz. Die ganze Pflanze ist essbar und enthält neben Vitaminen auch Magnesium und Stärke. Die amerikanische Süßigkeit „Marsh Mallow“ wurde früher aus Eibisch-Wurzeln hergestellt, die Bezeichnung weist auf den deutschen Namen Sumpf-Malve hin. Die im Eibisch enthaltenen Schleimstoffe lindern Reizhusten und hemmen Entzündungen im Mundbereich. Auch bei schlecht heilenden Wunden wird er eingesetzt. Eibisch steht unter Naturschutz, daher sollten Sie auf Eibisch-Produkte aus Ihrer Apotheke zurückgreifen.

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