Punktsieg gegen Multikeime

By | 1. Dezember 2011

Multiresistente Keime wie MRSA bereiten vor allem in Krankenhäusern und Pflegeheimen große Schwierigkeiten. Nun ist einer Forschergruppe ein erster Durchbruch im Kampf gegen die Super-Erreger gelungen: Sie haben einen Wirkstoff entdeckt, der die gefährlichen Bakterien unschädlich macht.


Gefährliche Mutation

Unter multiresistenten Keimen versteht man Erreger, bei denen sich vier vormals wirksame Antibiotika als plötzlich wirkungslos erweisen. Antibiotika wirken nur bei bakteriellen Infektionen. Verschiedene Antibiotika-Gruppen bekämpfen verschiedene Erreger. Doch je öfter diese Erreger in Kontakt mit einem Wirkstoff kommen, umso schneller lernen einige von ihnen, seine Wirkweise zu durchbrechen. Erreger verändern sich durch Mutationen, also Veränderungen beim Übergang von einer Generation in die nächste – dieser Generationenwechsel dauert bei einem Bakterium weniger als eine Sekunde. Erweist sich eine spontane Mutation als wirksam gegen das Antibiotikum, so ist sie überlebensfähiger als der Rest.

Der Selektionsdruck, also die Auswahlkriterien für das Überleben des Bakteriums, ist so groß, dass sich die Bakterien, die über den neuen Abwehrmechanismus verfügen, gegen die anderen durchsetzen und ihre Mutation weitergeben.

Antibiotika nach dem Gießkannenprinzip

Häufig werden Antibiotika in Arztpraxen und Krankenhäusern prophylaktisch bei viralen Infektionen oder Operationen eingesetzt. Dadurch kommen auch harmlose Keime immer wieder mit den Wirkstoffen in Kontakt – und entwickeln Abwehrmechanismen. Aus einem harmlosen Keim wird dadurch schnell eine Gefahr für die Patienten. Auch in der Lebensmittelindustrie, genauer in der Fleischherstellung, wird Antibiotika eingesetzt, um den Bestand gesund zu halten, und so gelangen die Antibiotika über die Nahrung auch in unsere Körper. Die Keime lernen durch den häufigen Kontakt ihren Feind, das Antibiotika immer besser kennen – und schließlich auch, ihn wirkungsvoll zu bekämpfen.

Multiresistente Keime wie MRSA, aber auch Wasserkeime, Darmkeime und andere haben sich bereits als sehr hartnäckige Widersacher gegen Antibiotika erwiesen. Sie infizieren Patienten, die mit einer harmlosen Verletzung oder einer routinemäßigen OP in ein Krankenhaus kommen – und einmal im Körper können sie sich ungehindert ausbreiten. Antibiotika sind wirkungslos. MRSA verbreitet sich sogar durch die Luft.

Neuer Wirkstoff

Der Erfolg der Wissenschaftler geht auf sogenannte Acyldepsipeptide, kurz ADEPs zurück. Diese greifen direkt in den Enzym-Stoffwechsel der multiresistenten Bakterien ein – und die Erreger vernichten sich selbst. Erste Versuche zeigen, dass die ADEPs sogar wirksam gegen MRSA sind, für die Entwicklung eines Medikaments werden aber noch einige Jahre an Forschung und Testreihen benötigt, so die an der Forschungsgruppe beteiligten deutschen Wissenschaftler.

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