Heilung aus dem Klostergarten: Alter Aberglauben und große Gelehrte

By | 1. Dezember 2011

Heilung aus dem Klostergarten: Alter Aberglauben und große Gelehrte

Für viele erscheint das Mittelalter rückblickend als eine finstere Zeit aus Krieg, Elend und Aberglauben. Doch tatsächlich finden sich die Wurzeln der modernen Naturwissenschaft, die sich auf Beobachtungen stützt, schon im Mittelalter. Albertus Magnus verfasste bereits im 13. Jahrhundert zahlreiche Bücher, in denen er die Natur und ihre Gesetze genau beschrieb und damit den Grundstein legte für eine Abkehr von Aberglauben und Magie hin zu einer überprüfbaren Wissenschaft.

Der größte Gelehrte des Mittelalters schrieb auch über Pflanzenheilkunde in seinem Werk „De vegatibilus“ und über Klostergärten. Dort wurden inzwischen auch Heilpflanzen aus dem Mittelmeerraum wie Lavendel oder Basilikum angepflanzt, die die Klöster untereinander tauschten. Der Klostergarten als Ort wurde im Laufe des Mittelalters zunehmend zu einem Symbol der Marienverehrung, die hohen, verschlossenen Mauern um den Garten standen für Marias Jungfräulichkeit. An diese Verbindung erinnern bis heute viele volkstümliche Namen von Pflanzen, wie zum Beispiel das Jungfernkraut.

Beifuß – der kleine Bruder des Wermuts

Beifuß ist eine uralte Zauberpflanze. Bereits die alten Germanen glaubten, dass es vor Krankheiten und bösem Zauber schützen konnte. Angeblich soll Beifuß zu einem Gürtel geflochten zu einem der wichtigsten Ritualfeiern der Germanen getragen worden sein, dem Sonnenwendfeuer, um seinen Träger vor Krankheiten zu schützen. Im Mittelalter glaubte man, es könne vor dem „bösen Blick“ schützen.

Es galt allerdings auch als wirksames Mittel gegen Epilepsie und gegen alle Arten von Frauenleiden, woran der Name „Weiberkraut“ bis heute erinnert.

Beifuß ist eine unauffällige Pflanze, die sich an vielen Wegrändern findet. Charakteristisch sind die gelb-gräulichen Blüten und die filzigen Blätter. Diese werden in den frühen Sommermonaten geerntet. Beifuß enthält ätherische Öle wie Kampfer und Thujon, es regt die Gallenproduktion an und wirkt entspannend.

Heute spielt Beifuß in der Pflanzenheilkunde kaum noch eine Rolle – da er als „kleiner Bruder des Wermuts“ eine schwächere Wirkung hat als der Wermut und dieser bevorzugt verwendet wird.

Comeback für die Zauberpflanze

Die alte Zauberpflanze erlebt in den letzten Jahren dennoch ein besonderes Come-Back. Der einjährige Beifuß enthält einen Wirkstoff, das sogenannte Artemisinin, das in der traditionellen chinesischen Medizin schon lange als Heilmittel gegen Malaria gilt – jetzt wurde der Wirkstoff auch von der WHO entdeckt und als Therapiemittel empfohlen.

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