Wurmbefall schützt den Darm

By | 1. Februar 2011

US-amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen der Verbreitung chronischer Darmkrankheiten wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa und dem Befall mit Darmwürmern gibt.

Wenn der Darm verrückt spielt

Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa sind chronische Krankheiten, deren Ursachen bisher unbekannt sind und für die es bislang keine Heilung gab. Patienten leiden unter wiederkehrenden Darmentzündungen, die sich durch Durchfälle und Bauchschmerzen bemerkbar machen, Gewichtsverlust bis zu einer Unterversorgung mit Nährstoffen können die Folge sein. Betroffene werden bis zu 30 Durchfallattacken am Tag heimgesucht. Meist bricht die Krankheit im jungen Erwachsenenalter aus, doch auch Kinder können betroffen sein. Die genetische Disposition spielt bei der Krankheit eine Rolle, doch Mediziner vermuten, dass eine Vielzahl von Faktoren zusammen kommen muss, um die Krankheit ausbrechen zu lassen.

Bisher gab es nur wenige therapeutische Mittel: Kortison kann einen Entzündungsschub abschwächen, eine alternative Therapie mit indischen Flohsamen wirkt beruhigend auf den Darm, ebenso wie Pro- und Prebiotika oder gar die vorübergehende Umstellung auf Astronautennahrung, die den Darm nicht belastet. Durch die häufigen Entzündungen kann der Darm vernarben und eine Operation notwendig machen. Auch das Darmkrebsrisiko steigt mit jedem Jahr der Krankheit.

Krankheit der Luxusländer

Bei der Erforschung der chronischen Darmkrankheiten stellten Wissenschaftler fest, dass es in Ländern, in denen der Wurmbefall aufgrund der hygienischen Zustände weit verbreitet ist, vergleichsweise wenige Fälle von chronischen Darmentzündungen gibt.

Ein Patient aus Kalifornien griff nach ersten Hinweisen auf eine mögliche Linderung seiner Symptome durch Darmparasiten zum Selbstexperiment und infizierte sich absichtlich mit Peitschenwürmern, die eigentlich nur in tropischen oder subtropischen Regionen vorkommen und vor allem durch mit Tierkot gedüngtes Gemüse übertragen wird.

Ein Forscherteam begleitete den Mann bei seinem Experiment und stießen auf überraschende Ergebnisse: Der Darmparasit, der bei gesunden Menschen Durchfälle und Bauchschmerzen bewirkt, greift in den Stoffwechsel der Darmzellen ein: Sie produzieren anstelle von entzündungsfördernden Eiweißen plötzlich entzündungshemmende.

Mutiges Experiment

Das Experiment war nicht ohne Risiko: Ein Befall mit Peitschenwürmern kann zu Einblutungen im Darm führen und muss medikamentös behandelt werden.

Für die Therapie mit Menschen werden daher die Eier des Schweine-Peitschenwurms verwendet, diese haben die gleiche Wirkung auf die gereizten Darmzellen, ohne dass es zu einer Infektion kommen kann: Die Würmer gedeihen nur in Schweinedärmen. Auch die Einnahme ist nicht mit großer Überwindung verbunden: Die getrockneten Eier sind nicht größer als Salzkörner.

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